Begriffe zum Thema “Strom-Blackout”
(Strom-)Blackout
Ein plötzlicher, großräumiger und länger andauernder Stromausfall.
Eingrenzung: Dauer über mehrere Stunden und großräumig (in mehreren Bundesländern oder sogar staatenübergreifend). Externe Hilfe steht nur eingeschränkt zur Verfügung. Das Szenario ist dabei nicht mit lokalen/kleinregionalen Stromausfällen zu vergleichen, da es bei den Folgewirkungen durch Dominoeffekte zu einer exponentiell ansteigenden negativen Entwicklung kommt (siehe weiter unten).
Strategische Infrastruktur
Zu den Strategischen Infrastrukturen zählen jene Infrastrukturen oder Teile davon, die eine wesentliche Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen haben und deren Störung oder Zerstörung schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit, Sicherheit oder das wirtschaftliche oder soziale Wohl der Bevölkerung oder die effektive Funktionsweise von Regierungen haben.
Dazu zählen etwa Infrastrukturen aus den Bereichen
- Energieversorgung
- Information und Kommunikation
- Finanzwesen
- Gesundheitswesen
- Ver- und Entsorgung
- Transportwesen
- Öffentliche Sicherheit
International wird dafür häufig der Begriff „Kritische Infrastruktur/Critical Infrastructure“ verwendet.
Strategische Schocks
Bezeichnen Ereignisse, die in der Lage sind, unser Zusammenleben nachhaltig – langfristig und erheblich – zu verändern (“Game-Changer”). Ein Blackout ist ein mögliches strategisches Schockereignis. Die Basis für strategische Schocks bilden systemische Risiken bzw. “Schwarze Schwäne”.
Siehe auch Beyond data breaches: global interconnections of cyber risk
Systemische Risiken
Systemische Risiken sind durch vier wesentliche Merkmale gekennzeichnet:
- Es besteht ein hoher Vernetzungsgrad und viele Interdependenzen zu anderen Systemen.
- Störungen können sich fast ungehindert im System und über (System-)Grenzen hinweg ausbreiten.
- Durch Rückkoppelungen kommt es zu zufälligen und nicht-linearen Ursache-Wirkungsketten bzw. können kleine Ursachen große Wirkung erzeugen (“Schmetterlingseffekte”).
- Die Auslöser und Auswirkungen werden systematisch unterschätzt.
Systemische Risiken begünstigen strategische Schocks, die wiederum zu systemischen Krisen führen können. Eine einfache Ursache-Wirkungszuordnung ist in der Regel nicht mehr möglich.
Ein sehr bekanntes und aktuelles Beispiel ist die amerikanische Subprime-Krise, welche nach 2007 weltweite Folgekrisen (etwa Banken-, Euro-, Wirschafts- und Staatsschuldenkrisen) ausgelöst hat.
Zu Beginn war ein Finanzprodukt, dass nicht einmal mehr durch Insider verstanden wurde und ein Risikomanagement, das die systemischen Risiken nicht erkannte. Durch fehlende Reichweitenbegrenzungen kam es zu weitreichenden Dominoeffekten.
Schwarze Schwäne
Der „Schwarz Schwan“ steht für äußerst seltene, völlig überraschend eintretende Ereignisse mit extremen Auswirkungen.
Der Begriff wurde durch Nassim Nicholas Taleb geprägt, dem Autor von:
- Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. 2013
- Der Schwarze Schwan: Konsequenzen aus der Krise. 2012
- Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse. 2007
Schwarze Schwäne führen zu strategischen Schocks.
Truthahn-Illusion
Ein Truthahn, der Tag für Tag von seinem Besitzer gefüttert wird, nimmt aufgrund seiner täglich positiven Erfahrung an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Gravierendes passiert, von Tag zu Tag kleiner wird. Gleichzeitig steigt sein Vertrauen mit jeder positiven Erfahrung (Fütterung). Am Tag vor Thanksgiving (bei dem traditionell die Truthähne geschlachtet werden) erlebt der Truthahn allerdings eine fatale Überraschung.
Verletzlichkeitsparadoxon
Je besser etwas funktioniert, desto gravierender sind die Folgen, wenn es ausfällt.
Dominoeffekte
Unter einem Dominoeffekt, oder auch als Kaskadeneffekt bzw. Kettenreaktion bezeichnet, wird eine Abfolge von Ereignissen, von denen jedes einzelne Ereignis zugleich Ursache für das nachfolgende ist, verstanden. Alle Ereignisse sind dabei auf ein und dasselbe Anfangsereignis zurückzuführen. Die Reichweite eines Ereignisses lässt sich dabei kaum einschränken bzw. vorhersagen. Entscheidend sind dabei auch exponentielle Entwicklungen.
Exponentielle Entwicklungen
Ein Faktor, der immer wieder unterschätzt wird, sind die exponentiell ansteigenden Auswirkungen eines Blackouts. Immer wieder ist zu beobachten, dass anhand von lokalen oder kleinregionalen Ausfällen auf größere Ausfälle geschlossen wird, was einer linearen Projektion entspricht. Bei einer exponentiellen Entwicklung steigen jedoch ab einer bestimmten Größenordnung die Schäden bzw. die Wechselwirkungen rasant an. Damit steigt auch die Dynamik des Ereignisses. Eine „Beherrschung“ im herkömmlichen Sinne ist kaum möglich.
Zur Illustration dient folgende Legende: Der Erfinder des Schachspiels, Sissa, wünschte sich von seinem König folgende Belohnung. Für das erste Feld des Schachbrettes ein Korn, für das zweite zwei Körner, für das dritte vier Körner und bei jedem weiteren Feld doppelt so viele wie auf dem vorherigen Feld. Der König wunderte sich über die Bescheidenheit. Insgesamt wären dies jedoch mehr als 18 Trillionen Weizenkörner (oder rund 100 Milliarden LKW-Ladungen) gewesen, und sämtliche Welternten seit Beginn des Getreideanbaus hätten hierzu nicht ausgereicht. Die Legende drückt die Schwierigkeit aus, das Wachstum von Exponentialfunktionen richtig einzuschätzen.
Iteration
Der Ausdruck “Iteration” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Wiederholung. Die Iteration wird zur Annäherung an Ergebnisse in unübersichtlichen und komplexen Situationen verwendet. Gerade unter komplexen und dynamischen Rahmenbedingungen müssen Ziele laufend angepasst und weiterentwickelt werden. Ein langfristiger “Masterplan” entspricht einem linear-kausalen Projektdenken, dass in turbulenten Zeiten und komplexen Umgebungen wenig erfolgversprechend ist.
Besonders zugute kommt, dass Menschen latent vorhandene Lösungsfähigkeiten haben und soziale Gruppen eine Intelligenz besitzen, die potenziell größer ist als die Summe der Einzelintelligenzen. Iteration ist eine Möglichkeit zur Nutzung dieser systemeigenen Intelligenz. Mit der Methode der iterativen Moderation können deutlich schneller aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden als in bisherigen Verfahren. Darüber hinaus haben die abgeleiteten Handlungskonsequenzen erfahrungsgemäß eine deutlich höhere Akzeptanz im System als etwa im Falle einer klassischen Moderation.
Maslowsche Bedürfnispyramide
Je nach Schwere einer Krise ist es notwendig, die Deckung der gewohnten Grundbedürfnisse von Menschen zu reduzieren. Als Basis dient die Maslowsche Bedürfnispyramide
Wesentliche Aufgabe eines öffentlichen Krisenmanagements ist die Unterstützung bei der raschen Wiederherstellung der körperlichen Unversehrtheit bzw. der Sicherstellung der Sicherheitsbedürfnisse für möglichst viele Bürger. Die Unterstützung zur Wiederherstellung der sozialen Beziehungen (Information durch eine entsprechende Krisenkommunikation, Familienzusammenführung, Förderung des sozialen Zusammenhaltes und der gegenseitigen Hilfe) sollte dabei im Vordergrund stehen.
Resilienz
Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, trotz externer Einflüsse und Störungen, stabil zu bleiben bzw. Stabilität rasch wieder herzustellen oder sich durch diese Einflüsse sogar weiterzuentwickeln. Dabei spielen Anpassungs-, Widerstands- oder Selbstregenerationsfähigkeit sowie Robustheit eine wichtige Rolle.
Der Begriff wurde bisher vorwiegend in der Ökologie und in der Psychologie verwendet. Die Erkenntnisse lassen sich auch auf andere Systeme übertragen.
In turbulenten Zeiten und in komplexen Systemen wird es notwendig sein, dass ein Robustheits- bzw. Resilienzdenken unser bisheriges Sicherheits- bzw. Risikodenken ergänzt und in Teilen sogar ablöst.